Die Montessorischule Dorsten ist eine Grund- und Realschule. Es gibt keine Stundenpläne oder Klassen. Dafür aber jede Menge zu entdecken.

Selbstbestimmte Bildung am Rande des Ruhrgebiets
Lernen ist hier die Selbstaufgabe der Kinder. Sie entscheiden selbst, was sie im Laufe des Tages lernen. Damit das gelingt, müssen sie sich mit anderen Kindern abstimmen und aufeinander Rücksicht nehmen. Im Klassenraum finde ich sehr viel Material, das geordnet und übersichtlich in die Regale einsortiert ist. Tatsächlich besteht ein Klassenraum aus zwei Räumen. Zum Einen gibt es ein traditionelles Klassenzimmer mit Stühlen und Tischen. Zum Anderen gibt es einem zusätzlichen Lernraum ohne Sitzmöbel. Dort kann man auf dem Boden lernen oder sich frei bewegen. Die Lernbegleiter geben Impulse zu bestimmten Themen, die die Kinder aufgreifen, um dazu in einem selbstgewählten vertiefenden Projekt zu arbeiten. Ich habe den Info-Abend zum Thema „Kosmische Erziehung für Grundschüler“ besucht, und habe selbst auch etwas Neues über die Entwicklungsgeschichte des Lebens auf der Erde gelernt. Kosmische Erziehung ist inhaltlich am ehesten mit dem Sachunterricht an Regelschulen vergleichbar.
Lernen oder Leistung?
An der Montessorischule Dorsten habe ich auch mit einigen Eltern gesprochen und sie gefragt, warum sie ihr Kind hier anmelden wollen. Das zentrale Thema ist die Ablehnung der Leistungsgesellschaft. Starre Systeme, Leistungsdruck, Ausgrenzung und Selektion wollen viele Eltern ihren Kindern nicht antun.
„Ich hasse es, wenn ich mich als Elternteil mit anderen Eltern um die Leistung meines Kindes messen muss?“
Elternteil
„Hier werden die Kinder von den Lehrpersonen das erste Mal als echte Menschen wahrgenommen. Sie lernen mit Freude und ihre Begeisterung fürs Lernen wurde ihnen nicht abtrainiert.“
Elternteil
Es klingt für mich selbstverständlich, zumal Kinder und Jugendliche in erster Linie Menschen sind, wohingegen Marktwert als zukünftige Arbeitskraft erst viel später kommt. Sollte eine Schule nicht ein Ort sein, wo der Mensch im Vordergrund steht? Schließlich verbringen Kinder und Jugendliche einen großen Teil ihrer Lebenszeit in der Schule. Der 182-seitige Lehrplan für Grundschulen in Nordrhein-Westfalen ist vollgestopft mit seitenlangen Listen an Erwartungen an das Kind. Dementsprechend denken viele Eltern immer noch, dass es furchtbar wichtig sei, diese Erwartungen zu erfüllen. Das Wort „Leistung“ taucht im Lehrplan 228 mal auf. Das Wort „Begeisterung“ nur ein Mal. Wer möchte bei diesen Bedingungen nicht gerne lernen?
Die Montessorischule Dorsten als Vorreiter für selbsbestimmte Bildung
Die Gespräche mit einer Lernbegleiterin mich sehr angeregt, mich weiter mit der Montessoripädagogik auseinanderzusetzen. Sie erzählte auch über die Gründung der Montessorischule Dorsten. Die Raumkonzepte des Klassenzimmers, das autonome Lernen am Material und die Rolle des Pädagogen haben mich neugierig auf mehr gemacht. Der Besuch an der Montessorischule Dorsten hat mich in meiner Entscheidung bestärkt, das staatliche Schulsystem zu verlassen. Die Alternativen sind einfach zu spannend und effektiv. Sie haben das Potenzial, die Bildungslandschaft in Deutschland zu nachhaltig positiv zu prägen. Abschließend hoffe ich nun auf eine Hospitation an der Montessorischule Dorsten, wenn die Pandemie vorbeit ist.
Ich freue mich, auch weitere Montessorischulen in Action zu erleben.
Hier geht’s zur Website: https://www.montessori-dorsten.org/